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Handball, was ist denn das?        Gegner dann einen Siebenmeter-      Um 1979 beendete ich meine
         Obwohl meine Kindheit, bzw.        strafwurf bekam, erhielt ich eine   Handballlaufbahn. Die beiden
         Jugendzeit bis zu meinem 13.       knappe Anweisung: "Stell dich       folgenden Horizonte hatten sich
         Lebensjahr dem Fußball gehörte,    mal so ein, zwei Meter vor die      aufgetan.
         änderte eine zufällige Begegnung   Linie." Warum, das blieb mir ein
         meines  Vaters auf dem Sport-      Rätsel. Aber ich vertraute meinen   Psychologie – was ist denn
         platz alles: Ein Handballfunktio-  Mitspielern – und hielt den Ball!   das?
         när riet ihm, mich zum Handball    Dieser Moment war der Start-        Mitte der siebziger Jahre musste
         zu schicken. Handball war mir      schuss für eine erstaunliche        ich mich beruflich neu orientie-
         fremd, doch die Neugier siegte.    Handballkarriere. Ein neuer Ho-     ren und entschloss mich, Heiler-
         Ein neuer Horizont öffnete sich.   rizont riss auf!                    ziehungspfleger zu werden. Ich
         Mein erstes, chaotisches Training   Später wechselte ich erfolgreich   besuchte deshalb ein Zentrum
         (wir waren nur zu viert) führte    vom Tor, obwohl Bayrischer Ju-      für geistig Behinderte. Einer der
         direkt am nächsten Wochenende      gendauswahltorwart, ins Feld        dortigen    Zivildienstleistenden
         zu meinem überraschenden ers-      und wurde zum prägenden             führte mich durch das Zentrum.
         ten Spiel. Die Regeln wurden mir   Spielmacher. Ich feierte Erfolge    Als ich ihm von meiner Ent-
         im Schnelldurchlauf erklärt, kurz   wie den Bayerischen Meistertitel   scheidung erzählte, schüttelte er
         bevor der Schiedsrichter anpfiff.   und die Deutsche Gymnasien-        den Kopf und meinte, dass doch
         Ich verstand nur die Hälfte. Aber   meisterschaft.                     gar  keine  Heilerziehungspfleger
         was dann passierte, war schlicht-  Mit 16 begann ich schon, Hand-      mehr gebraucht würden. Was sie
         weg einmalig. Obwohl wir nur       ballteams zu trainieren und gab     denn jetzt bräuchten, fragte ich
         zu viert auf dem Platz standen,    mein Wissen weiter, später oft in   ihn. (Keine Ahnung, warum ich
         müssen meine drei Mitstreiter      der Doppelrolle als Spielertrai-    ihn für kompetent hielt.)
         absolute Wunderkinder gewesen      ner. Diese Handballjahre prägten    Er antwortete sofort: Psycholo-
         sein, denn wir gewannen – und      mich stark, gaben mir Sinn und      gen. – Und mir war sofort klar:
         das ziemlich deutlich!             vermittelten mir wertvolle Fähig-   Ich studiere Psychologie, obwohl
         Und meine bescheidene Rolle?       keiten wie Führung, Organisati-     ich mich damals kaum dafür in-
         Nun ja, man hatte mich kur-        on, die Begeisterung anderer zu     teressiert hatte. Zwar überlegte
         zerhand als  Torwart zwischen      wecken und bis zum Schluss zu       ich mir das noch gründlich und
         die Pfosten verfrachtet. Als der   kämpfen.                            holte auch Rat ein, aber den ers-



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